von Anna Mukhanova (Ukraine) & Oleksandra Kulikovska (Ukraine)
Der Tod eines Menschen ist das Gegenteil des Lebens und gleichzeitig ein Teil davon. Wäre der Tod nicht Teil des Lebens, würde die Welt der Lebenden ihn nicht sehen und kennen.
Wenn wirklich nahe stehende und geliebte Menschen sterben, kann die Erfahrung des Lebens zur Erfahrung des Todes werden. Der Trauerprozess kann sehr lange dauern oder dich in die Zeitlosigkeit treiben.
Manchmal ist die Trauer so groß, dass der Tod beginnt, denjenigen zu verfolgen, der versucht, den Verlust zu bewältigen. In diesem Zustand stellt der Tod den Hinterbliebenen Fragen, beantwortet sie aber nicht. Die schwierigste Aufgabe ist es, die Antworten zu finden und wieder ins Leben zurückzukehren.
Die Naturwissenschaften untersuchen, in welche Chemikalien sich eine Leiche zersetzt und wie und wann gesunde Organe verwendet werden können. Die menschliche Kultur bietet viele gängige Antworten, religiöse Praktiken und philosophische Überlegungen zu diesem Thema. Die modernen Massenmedien enthalten all diese Informationen und mischen sie zu einem bunten audiovisuellen Salat.
All das ist sehr bequem und beruhigend - zum Beobachten, Nachdenken und Reden aus der Ferne. Diejenigen, die dir näher stehen und dir ähnlicher sind, erwecken mehr Sympathie als diejenigen, die weit weg und ganz anders sind.
Die Welt ist ruhig und gerecht. Die Guten leben, die Bösen verdienen es zu sterben, oder es ist einfach ihre Zeit gekommen. Manchmal gibt es kuriose Unfälle. Alles andere ist unanständig, darüber zu reden. Diejenigen, die geliebte Menschen verlieren und darüber reden, sind entweder auf der Suche nach Gewinn oder schwach.
Meine Geliebte im Jahr 2022 hat ihre 14-jährige Schwester durch Selbstmord verloren. Sie starb an den Folgen einer Depression, die durch den Krieg, der in unserem Land begann, noch verschlimmert wurde. Im Jahr 2023 starb unser enger Freund im Alter von 37 Jahren an Krebs. Bis zu seinen letzten Tagen kämpfte er mit der Krankheit und genoss jeden Tag seines Lebens.
Ich möchte, dass die Menschen mehr mit denjenigen reden und ihnen zuhören, die einen Verlust erleben. Selbst wenn es nur einer Person hilft, Antworten auf die Fragen zu finden, die der Tod aufwirft, ist es das wert.
In liebevoller Erinnerung an Anna Kulikovska und Levi Keller
